“Eine Familiengeschichte in Fotos? Brauchen wir nicht. Ich kann selber fotografieren.”
Da stehe ich auf dem Geburtstag einer Freundin neben einer netten bisher Unbekannten und erzähle, auf die Frage, was ich denn so mache, mit Leuchten in den Augen und Begeisterung in der Stimme von dem, was ich liebe: Reportagen, Familiengeschichten in Fotos! Und es kommt: die Antwort, die ich schon kenne: “Eine Familiengeschichte in Fotos? Brauchen wir nicht. Ich kann selber fotografieren.”
Ihr lieben Eltern, die Ihr noch keine life.story bei mir gemacht habt: Wie schaffe ich es nur, dass Ihr nicht nur wisst, sondern auch spürt, dass eine Familiengeschichte in Fotos das Größte ist, was Ihr Euren Kindern mitgeben könnt (außer Liebe und Kuscheln und tollen Erlebnissen natürlich)?
Vielleicht mit ein paar Fragen an den fotografierenden Elternteil?
Ich frage nicht, ob Ihr es, mit den Kindern beschäftigt, schafft, daran zu denken auch den Himmel mal zu fotografieren und kleine Dinge, die Ihr an einem Tag gesehen/genossen/gespürt habt, ob Ihr tatsächlich die Geschichte eines Tages erzählen könnt, wenn Ihr selber Teil dieser Geschichte seid, oder “nur” einzelne Momente festhaltet.
Ich frage: “Was machst Du, wenn Du auch mal mit drauf sein möchtest?” und bekomme wahlweise die Antwort: “Möchte ich sowieso nicht, ich bin so unfotogen.” (und ich denke: “Wie schade für die Kinder später mal.”) Oder: “Dann gebe ich meinem Mann/meiner Frau/meinem Kind die Kamera.”
Gute Idee! Das mache ich auch manchmal, damit die Kinder später wissen, dass Mama auch dabei war. Klappt mal besser, mal nicht so.
behind the scenes : Ein Familientag. Ich habe meine Kamera dabei, um die Geschichte dieses Tages zu erzählen.
Ich zu meinem Mann: “Schatz, kannst Du mich auch mal fotografieren?” Ich war gerade so glücklich mit der Wärme und der Stimmung und überhaupt dem ganzen Tag. Dieses Glück wollte ich nicht nur für die Kinder festhalten. Er: “Klar, gib mal her!”
Die Kinder wissen jetzt, dass ich dabei war, und ich werde mich für immer daran erinnern können, wie schön blau die Alster an dem Tag leuchtete.
Mehr Erfolg mit der Fotoausbeute habe ich mit unserem Jüngsten. Mein Nachwuchsfotograf. Er hat das Auge, macht tolle Portraits und sieht Details.
Und er liebt unsere Lotte. Ja, ich war dabei. Zumindest ein Teil von mir. 😀
In Eurer Familie fotografieren alle und Ihr wechselt Euch ab?
Dann meine nächste Frage: “Wie macht Ihr das, wenn Ihr ein Foto von Euch allen zusammen haben möchtet?” “Ach, irgendjemand findet sich da ja immer.” Hm.
“Und, nur mal angenommen, Dein kleiner Mensch bekommt einen kleinen Wutanfall. Du weißt schon, so ein richtig echter Familienmoment, der vielleicht gerade auch so richtig doof ist, in vielen Jahren aber wertvoll, weil er nie mehr wieder kommt?
“Solche Fotos brauche ich nicht.”
“…oder Du trägst Deine kleine weinende Tochter auf dem Arm…” “Aber wieso sollte ich ein Foto von meinem weinenden Kind haben wollen?! Daran möchte man sich doch nicht erinnern.”
Na gut. Dann so: “Eine Familiengeschichte in Fotos: Du machst einen Ausflug mit Deinen Kindern, sagen wir, in den Tierpark. Dein Sohn hat gerade einen tollen Moment mit einem der Tiere, so einen der unbedingt festgehalten werden will. Deine Tochter möchte kuscheln, Deine Kamera ist im Rucksack. Achso, Du hast gar nicht mitbekommen, wie sich das Schwein Deinem Sohn vor die Füße geworfen hat? Stell Dir vor: ein Foto, wie Dein Sohn den Schweinchenbauch krault, im Hintergrund Du mit Deiner Tochter auf dem Arm.
Da ich gerade keine kleine Tochter habe, die ich auf den Arm nehmen kann (und selbst, wenn ich eine hätte, hätte ich ja hinter der Kamera gestanden), kann ich hier nur das Schweinchen-Streicheln-Foto bieten und ich liebe es, zu wissen, dass mein Sohn auch in vielen Jahren beim Anblick dieses Fotos noch einmal die warme Haut spüren und das wohlige Grunzen hören wird:
Statt kleinem Kind auf dem Arm habe ich einen Hund an der Leine. Der Moment, in dem meine Männer über die Brücke in schönster Landschaft gehen, sieht dann so aus:
Ich bin jetzt mal so verwegen anzunehmen, dass auch Ihr Momente, die festgehalten werden wollten, verpasst, wenn Ihr selber am Familienleben teilnehmt.
Und ich nehme an, Ihr seid seltener auf den Fotos, als Ihr es gerne hättet.
Aber es gibt ja immer Wege, sich als fotografierender Elternteil in die Familiengeschichte hinein zu schmuggeln.
Ich mache mich dann jetzt mal auf die Suche nach einem Kollegen/einer Kollegin, die Lust hat, einen gemeinsamen Tag für uns in einer Reportage festzuhalten: Eine Familiengeschchte in Fotos, in der ich auch vorkomme: hätte ich schon gerne.
Vielleicht wünscht Ihr Euch ja jetzt, dass ich für Euch und noch mehr für Eure Kinder einen Familientag für immer festhalte: die kleinen und die großen Momente und nicht nur die offensichtlichen, sondern auch die unscheinbaren. Ich freue mich auf Euch!
Eure Kathrin #momentesucherin