Lege Wert auf gute Gesellschaft, auch wenn du allein bist. – Ungarisches Sprichwort –
“Was machst Du da eigentlich den ganzen Tag, in Frankreich, alleine, ohne Familie?”, fragen mich meine Freunde. “Ich backe mir meine eigenen Glückskekse. Jeden Tag ganz viele.”
Ein paar Glückskekse entstanden schon auf der Fahrt in mein kleines Paradies.
Vor mir im Hänger mein Pferd – MEIN Pferd, alleine, dass ich das sagen und schreiben kann, wäre ja schon ausreichend für eine Riesenglückstorte – neben mir im Auto mein Hund (noch eine Glückstorte).
Die Aussicht auf viele Wochen Südfrankreich, auf eine Zeit ganz für mich allein. Das reichte als Backofen für meine ersten Kekstüten.
Eine Übernachtung in Freiburg mit Lotte im Hotelzimmer, ein Morgenspaziergang durch den Wald im Nebel. Später die Fahrt über die Grenze. Die Glückskekse-Tüte wurde immer voller.
Nach zwei Tagen Fahrt die Ankunft in Grignan. Müde bin ich. Der ganze Inhalt meines Autos (und das war VOLL) will die Treppen zu meinem Häuschen hochgetragen werden.
Hunger habe ich auch; Läden sind schon geschlossen. Also gehe ich eben essen. Erster Spaziergang durch Grignan. Kaum ein Mensch begegnet uns. Die Take away Pizzeria, die mir meine Vermieterin empfohlen hatte, kann ich nicht finden (am nächsten Tag weiß ich: die hatte schon zu, war dunkel und nicht zu erkennen). Dafür ein Bistro. Setze mich mit Lotte in den Innenhof. Nach 10 Minuten werden wir von der offensichtlich bereits im Feierabend befindlichen Bedienung entdeckt: “On est fermé.”
Geschlossen?! Es ist kurz nach neun an einem Freitag abend. Warum ist hier um diese Zeit schon tote Hose?!
Das Gefühl, das ich gerade habe, hat so gar nichts mit Glück zu tun. War da tatsächlich ein kleiner Moment von “Was will ich hier eigentlich?” Lieber schnell ins Bett gehen, ausschlafen.
Dann ist er da, der erste Morgen.
Augen auf. Wo bin ich?
Die Sonne malt leuchtende Streifen auf mein Bett. Ich befreie meinen Fuß aus der Decke und lasse ihn von der Sonne küssen.
Ich richte mich auf, sehe aus dem Fenster, das für die nächsten Wochen mein Schlafzimmerfenster sein wird. Mein. Zuhause. In Frankreich.
“Lotte, aufwachen!” #lottethedoodle braucht ein wenig, um zu sich zu kommen. Und dann ist sie pure Lebensfreude. Ich mache mit.
Wir schlendern der Morgensonne entgegen durch die Gassen von Grignan. Die Häuser ganz nah aneinander, als wollten sie sich gegenseitig beschützen. Wovor? Was passierte in diesen Gassen? Ich versuche hineinzuspüren in das Leben von damals.
Lasse mich ablenken von all dem Schönen hier. Dem Licht, den Schatten, der Magie. Dem Bonjour, das mich begrüßt.
Von irgendwoher Croissant-Duft. Der erste Morgen und schon hält Grignan mich gefangen.
Und mein Glückskekse-Ofen läuft wieder auf Hochtouren.
“Je n’ai pas peur de la route, faudrait voir, faut qu’on y goûte”
Keine Angst vor dem Weg. Alles wird genau richtig sein.
“Le vent nous portera.”
Leben! Das tue ich hier.
Genießen. Jeden Augenblick.
Schönheit mit meiner Kamera einfangen.
Auch ohne Kamera unterwegs sein.
Einfach drauf losfahren ohne Ziel, die Landschaft erkunden, erspüren. Schreiben. Yoga, meditieren. Reiten, Hogazas warmes Fell spüren, Lottes Bauch kraulen, ihre Lebensfreude auf mich überspringen lassen. Mich finden im Alleinsein.
Verrückt werden vor Glück.
Diese Worte schreibe ich in der Sonne sitzend an meinem kleinen Tisch vor der Haustür.
Vorbei kommt ein fröhliches Paar, Hand in Hand, sie fragen mich nach dem Weg zum Schloß, “Gleich um die Ecke”, sie gehen weiter. Der Mann dreht sich nochmal um und ruft mir lächelnd zu: “Was für ein herrlicher Arbeitsplatz.”
In Begegnungen entstehen manchmal die leckersten Glückskekse.
Heute wünsche ich Euch viele glückliche Begegnungen und happyme.free-Momente.
Eure Kathrin #momentesucherin