Heute abend hab ich keine Zeit. Ich bin verabredet. Mit mir selber. #happymefree
„Überall und jeden Tag keine Zeit.“ Das war mein Lebensgefühl. Jahrelang. Immer unterwegs. Nicht nur physisch: Wenn mein Körper an einem Ort war, war mein Kopf schon weitergereist.
„Keine Zeit“ war ein erdrückendes Mangelgefühl.
Kennt Ihr den Satz “Where focus goes energy flows.”? Meine Energie ging Richtung keine Zeit.
Ich hatte das Gefühl, sie ständig verteidigen zu müssen und dennoch – heute weiß ich: gerade deshalb (!) – reichte sie nie. Wenn wir lange genug in einem Mangel unterwegs sind, wird er für uns zur Realität.
Meine Realität war mein Zeitmangel.
In mir waren Phrasen unterwegs, die irgendwie zu unserer Gesellschaft zu gehören scheinen.
Zu viel zu arbeiten ist schick. Keine Zeit zu haben gehört dazu. Wer Zeit hat, ist verdächtig.
Deshalb spukte in meinem Kopf: “Dafür habe ich keine Zeit.” “Ich muß mit meiner Zeit haushalten.” “Dafür muss ich mir Zeit erkämpfen.”
Was machen vorgefertigte Phrasen mit uns?
Was macht das mit uns, wenn wir in diesen Phrasen baden und zulassen, dass sie unser Denken und Fühlen bestimmen? Kennst Du das?
Während ich sie aufschreibe, diese Sätze, die wir uns täglich um die Ohren hauen, wird mir ganz eng ums Herz.
Ich sehe vor mir eine Gesellschaft, die atemlos durchs Leben rennt. Und ich sehe MICH, wie ich atemlos durchs Leben renne.
“Keine Zeit.” – Wie fühlt sich das an?
Vor zwei Jahren gab es bei mir einen Punkt, an dem ich merkte, dass es so nicht weitergeht.
Was wäre, wenn wir ganz anders über Zeit denken könnten?
Wenn wir Zeit als das Geschenk behandeln könnten, das sie ist? Und sie auch großzügig an uns selber verschenken würden?
Viele Mediationen, Yogasessions, Bücher und Kurse später konnte ich nicht nur denken, sondern spüren: Ich bin eine Zeitkönigin.
Das kann man sich mal genüsslich auf der Zunge zergehen lassen: Ich.bin.eine.Zeitkönigin.
Was für ein großartiges Gefühl.
Ein Befreiungsschlag!
“Jedem Gedanken, jedem Gefühl, jeder Aussage wohnt eine schöpferische Kraft inne. In dem Maße, in dem es aus ganzem Herzen als Wahrheit erachtet wird, wird es sich auch in deiner Erfahrungswelt manifestieren.”
– Neale Donald Walsch –
Auf “Wie sieht Dein Tag heute aus?” antworte ich jetzt gerne mal: “Heute arbeite ich nur ganz kurz und den Rest des Tages gehe ich mit Lotte spazieren und lese ich mein Buch fertig.” und auf die darauf folgende Reaktion: “Na, DU hast ein Leben.” (Betonung auf dem Du, so ein bisschen in die Länge gezogen. Kennt das hier zufällig jemand?) erwidere ich strahlend: “JA! Ist das nicht einfach herrlich?”
Ich habe alle Zeit, die ich mir wünsche und die kann ich großzügig verschenken.
Es ist nicht so, dass ich plötzlich aufgehört hätte zu arbeiten, oder den Haushalt an eine plötzlich aufgetauchte Fee delegiert. Nein.
Aber: mein Gefühl, meine Einstellung der Zeit gegenüber habe ich geändert. Ich gehe bewusst mit ihr um.
Wem und welchen Tätigkeiten ich wieviel von meiner Zeit – und damit von mir – schenke, entscheide ich selber.
Ich bin nicht irgendwo. Mit irgendjemandem. Bei irgendeinem Job, bei irgendwelchen Kunden.
Das alles passiert mir nicht einfach, sondern ich habe es bewusst gewählt.
In dieser Wahl steckt Liebe und Zuwendung: Ich bin ganz da!
Für mein Gegenüber. Für den Ort, für den ich mich entschieden habe. Für das Tun, das mir heute am Wertvollsten erschien. Für mich. Für die Menschen um mich herum.
Danke für Deine Zeit!
Mit diesem Bewusstsein kann ich umso dankbarer wahrnehmen, wenn andere Menschen MIR IHRE Zeit schenken.
Meine Familie. Meine Freunde. Meine Kunden. Du mit dem Lesen dieses Posts. Danke!
Mir selber mache ich jetzt häufig ein großes Geschenk: Zeit mit mir. Ganz allein.
“Un rendez-vous entre moi et moi“, wie meine Nachbarin in Frankreich es liebevoll nannte.
Viele Dates mit mir alleine durfte ich in meiner Frankreichzeit vereinbaren.
Ein Date mit mir
Der Abendhimmel ruft mich zu einem Spaziergang durch Grignan. Ich schlendere mit Lotte und Kamera und habe alle Zeit der Welt. Als ich zurückkomme in mein Zuhause für vier Wochen, stelle ich Stan Getz an und lasse sein Saxophon durch die Räume tanzen (könnt Ihr auch: unter dem Blogpost ist ein Link für Euch). Zu dieser Musik koche ich für mich, zünde die Kerze auf dem Tisch an und stelle die Blume auf den Tisch, die ich am Mittag auf einem Feld gepflückt hatte:
Mein Date mit mir.
Diesen Text schreibe ich im Urlaub und ich habe selber gewählt, dass ich meine Zeit an das Schreiben genau dieses Textes verschenken möchte. Meine Zeit, meine Entscheidung: das fühlt sich so richtig gut an.
Ein echter https://kinder.kathrinstahl.com/category/happymefree/ Moment.
Und jetzt bin ich neugierig: Wann hattest Du das letzte Mal ein Date mit Dir? Und was hast Du mit Dir unternommen?
Eure Kathrin #momentesucherin